Wohngruppen

Stationäre Wohngemeinschaften in den Wohnheimen Frühlingstraße: Ein wichtiger Schritt zur Selbstständigkeit

In den Wohnheimen Frühlingstraße folgt auf die intensive Betreuung der Clearing-Gruppe der nächste bedeutende Schritt im stationären Stufenmodell: die stationären Wohngemeinschaften. Hier erhalten junge Mütter mit ihren Kindern die Möglichkeit, in einem gemeinschaftlichen Umfeld weiter an ihrer Selbstständigkeit zu arbeiten und ihr Alltagsleben selbstbestimmter zu organisieren. Dieser Schritt markiert einen wichtigen Übergang hin zu mehr Eigenverantwortung, indem die Frauen zunehmend lernen, ihren Alltag eigenständig zu bewältigen und lebenspraktische Fähigkeiten zu entwickeln.

In den stationären Wohngemeinschaften leben bis zu 12 Mütter mit ihren Kindern in einem strukturierten, dennoch freieren Rahmen zusammen. Jede Wohngemeinschaft (kurz „WG“) bietet Platz für drei Frauen mit ihren Kindern, wobei jede Bewohnerin ein oder zwei Zimmer zur Verfügung hat. Diese Zimmer dienen als privater Rückzugsort, in dem die Mütter und ihre Kinder einen geschützten Raum für sich haben.

Die Gemeinschaftsräume – insbesondere die Küche, das Wohnzimmer und der Sanitärbereich – werden von den Bewohnerinnen gemeinsam genutzt. Diese Aufteilung fördert das soziale Miteinander und den Austausch untereinander, was in dieser Phase des Wohnkonzepts von großer Bedeutung ist. Das gemeinsame Leben in einer WG stellt eine gute Balance zwischen Individualität und Gemeinschaftssinn her, da die Mütter sowohl ihre persönliche Privatsphäre haben als auch durch den Kontakt mit den anderen Frauen Unterstützung und gegenseitigen Halt finden können.

Steigerung der Alltagsverantwortung

Der größte Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Stufe des stationären Stufenmodells liegt in der zunehmenden Alltagsbelastung und Eigenverantwortung der Frauen. Während in der Clearing-Gruppe der Fokus noch stark auf Entlastung lag, steht in den stationären Wohngemeinschaften das lebenspraktische Training im Vordergrund. Hierbei geht es darum, die Frauen auf die Herausforderungen des eigenständigen Lebens vorzubereiten und ihnen zu ermöglichen, ihren Alltag selbstbestimmt zu organisieren.

Ein zentrales Element dieser Selbstständigkeit ist die eigenverantwortliche Versorgung der Familie. Anders als in der Clearing-Gruppe, wo die Bewohnerinnen noch durch eine einrichtungsinterne Küche verpflegt wurden, sind sie in den Wohngemeinschaften für das Kochen, Einkaufen und die Haushaltsorganisation selbst verantwortlich. Diese Aufgaben, die für viele Frauen anfangs noch eine Herausforderung darstellen, werden in den Wohngemeinschaften bewusst gefördert, damit die Bewohnerinnen lernen, diese Aufgaben selbstständig zu meistern.

Die Mütter organisieren die anfallenden Aufgaben meist gemeinsam innerhalb ihrer Wohngruppe. Dabei erfahren sie sowohl Unterstützung durch die anderen Frauen als auch durch die betreuenden Fachkräfte, die ihnen bei der Planung und Umsetzung der täglichen Pflichten zur Seite stehen. Durch diese Praxisnähe wird den Frauen die Möglichkeit gegeben, ihre Fähigkeiten in der Haushaltsführung, der Budgetplanung und der Versorgung ihrer Kinder weiterzuentwickeln.

Individuelle Förderung in einem strukturierten Rahmen

Auch wenn der Alltag in den stationären Wohngemeinschaften selbstorganisierter ist, werden die Mütter weiterhin intensiv von Fachkräften begleitet. Diese Unterstützung konzentriert sich vor allem darauf, den Frauen dabei zu helfen, ihre neu erlernten Fähigkeiten weiter auszubauen und sie auf die nächste Stufe der Selbstständigkeit vorzubereiten. Die Pädagoginnen und Sozialarbeiterinnen der Wohnheime Frühlingstraße stehen den Bewohnerinnen zur Seite, wenn es darum geht, individuelle Herausforderungen zu meistern, persönliche Ziele zu definieren und diese schrittweise zu erreichen.

Die Betreuung wird in dieser Phase jedoch bewusst reduziert, um den Frauen mehr Raum für eigene Entscheidungen und Eigeninitiative zu lassen. Diese schrittweise Loslösung von der intensiven Unterstützung gibt den Bewohnerinnen das Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und stärkt ihre Selbstwirksamkeit. Sie lernen, Verantwortung für sich und ihre Kinder zu übernehmen, was eine zentrale Voraussetzung für ein späteres eigenständiges Leben ist.

Die stationären Wohngemeinschaften sind, ebenso wie die vorherige Stufe des Wohnkonzepts, ausschließlich für schwangere Frauen und Mütter mit Kindern vorgesehen. Diese besondere Wohnform berücksichtigt die spezifischen Bedürfnisse von Müttern, die in einer instabilen oder herausfordernden Lebenssituation sind. Hier finden sie nicht nur ein sicheres Zuhause, sondern auch ein Umfeld, das sie unterstützt, ihre Rolle als Mutter selbstbewusst auszufüllen und die Verantwortung für ihre Kinder zu übernehmen.

Dieser Schritt ist ein essenzieller Bestandteil des Stufenmodells und legt den Grundstein für eine nachhaltige Selbstständigkeit. Die Mütter lernen, ihre alltäglichen Pflichten selbst zu übernehmen, ihre Kinder eigenständig zu versorgen und gleichzeitig in einem gemeinschaftlichen Umfeld Halt und Unterstützung zu finden.

Carmen Heid

Leitung Wohngruppen

Carmen.heid@def-muki.de